Fingerübungen am Fronleichnam

Es ist Happy Kadaver Day und überraschenderweise haben wir heute frei. Zumindest wir in den privilegierten Bundesländern. Wer einen freundlichen Arbeitgeber oder einen Work-Life-Balance-bewussten Schulleiter hat, darf sogar am morgigen Freitag zuhause bleiben und danach das Wochenende wie gehabt genießen.

 

Es ist aber nicht nur ein Feiertag, den konfessionell ungebildetes Volk wie ich gar nicht so recht zu feiern weiß, sondern auch Zeit, Pläne umzusetzen, endlich das zu machen, was ich mir so lang schon vorgenommen hatte. Zum Beispiel könnte ich doch mal wieder zu Pinsel und Farbe greifen und etwas auf die Leinwand bringen. Oder den Haushalt rocken, den Keller ausmisten, alle Pfandflaschen sammeln (eigene!) und ins Auto bringen, das Wohnzimmer umräumen, Klamotten auszusortieren, Fenster putzen, die Abstellkammer aufräumen… Ein wundervoller Tag randvoll mit wundervollen Plänen!

 

Aber erst einmal ein wenig surfen… Die erste Kanne Kaffee geht zur Neige, es ist erst Zehn nach Neun. Ebay checken, über die Anfänger den Kopf schütteln, die am ersten Tag schon versuchen, alle Gebote zu toppen. Dann das Internet nach Do it yourself abgrasen und große Augen machen, dass das nicht nur handwerkliche Projekte betrifft. Die Voyager rettet nebenbei die Menschheit, den Deltaquadranten, das Universum und die nächsten 30 Minuten.

In Grübelposition auf meine Hand gestützt bemerke ich: Die Motivation ist mit dem Koffeingehalt in meinem schwarzen, kaffeeversetzten Blut nicht gestiegen, hab’s nicht mal geschafft, mir Creme ins Gesicht zu schmieren und der Wüste in meinem Gesicht ein Ende zu machen!

Wo ist die Motivation? Der Elan?! Das Feuer, all die Pläne umzusetzen, die sich im Kopf ein wohliges Nest gebaut haben?!

 

Achja… Heute wollte ich bloggen!

Da starr ich nun in bester Blogging-Absicht auf meine Finger, wie sie so auf der Tastatur liegen, und es fällt mir nur ein… “Himpelchen und Pimpelchen wohnten auf einem Berg” ein.  Und weil der Reim in meinem Kopf nicht weitergeht: “Kommt ein kleiner Nasenmann, klopft an deiner Nase an.” Ich google nach Kinderreimen und stelle fest, Himpelchen und Pimpelchen sind nicht aufzufinden. Mein Blick klebt an meinen Daumen und ich frage mich, was die beiden auf ihrem Berg eigentlich so getrieben haben, und warum nur ich von diesem Reim zu wissen scheine!

 

Nach etwa einer halben Stunde Kindergartenverschwörungstheorien schrecke ich auf, mir wird ein frischer Kaffee vor die Nase gesetzt. Ich kehre also zurück zum Bloggen. Der heutige Tag. Er wird gefeiert, weil … nun das weiß eigentlich kaum einer. Fronleichnam ist das Fest des Leibs des Herrn, welcher durch eine Oblate versinnbildlicht wird, die man nicht als Kokosmakrone aufs Blech setzen darf.  Es ist das Fest zur Ehrung und Anbetung der Präsenz im Allerheiligsten. Damit ist nicht das päpstliche Klo gemeint, sondern die Hostie, die als eucharistisches Symbol Sterben und Auferstehung des Gottessohnes als Heilungsprozess verkörpert. Also: no dead bodies involved!

Alles sehr katholisch.

 

Als Wald- und Wiesenheide ist mir das ziemlich schnurz. Ich blicke auf diesen Tag zurück mit der Freude, etwas bei Wikipedia gelernt zu haben, das ich bei Wissenstest oder in einer Party-Konversation in einem Satz zusammenfassen kann: Man betet einen Keks an, macht dazu Sing Sang und stiefelt gelegentlich einer würdevollen Prozession flatternder Hemden hinterher.

Jedem das seine.

Etwas traurig denke ich : Nix geschafft heute. Früh aufgestanden, Wäsche gemacht, gekocht, genäht, Pläne zu Papier gebracht, den Liebsten ein wenig betüddelt, entspannt und den Wolken hinterhergeschielt. Die Tage mit der meisten Zeit sind oft nur spärlich mit Taten  gespickt. Warum eigentlich nicht?

Aber morgen ist auch ein Tag… ein wundervoller Tag, um Pläne umzusetzen und endlich das zu machen, was ich mir so lang schon vorgenommen hatte!

 

(Hagen.. im Kopf habe ich Dir schon eine Stadt auf Leinwand gebaut. In bunt. Und die 30 DIY-Projekte sind auch schon fast fertig. Ihr werdet sehen!)